Abwartende Haltung - Das 'winzige' Prostatakarzinom in Stanzbiopsien

Bei der verbesserten PSA Diagnostik bleibt es freilich nicht aus, dass in Stanzbiopsien immer häufiger winzige Herde (kleinergleich 1mm) eines Prostatakarzinoms erfasst und durch die verbesserte pathologische Diagnostik auch als zweifelsfreie Karzinome diagnostiziert werden. Die Annahme, diese winzigen Karzinomherde seien in der Regel unbedeutend oder hätten ein geringes Risiko, ist falsch. Entscheidend ist hier der Gleason Grad. Bei einem Gleason 4+3 oder 4+4 kann man kaum von einer insignifikanten Erkrankung ausgehen. Liegt dagegen ein Gleason 3+3 vor, dann kann eine definitive Therapie mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen. Epstein zeigt, dass bei einem Karzinomherd von kleinergleich 1mm, Gleason 3+3 und einer PSA Dichte (PSA/ Prostatavolumen) von kleiner 0.15 in 83% der Fälle ein klinisch insignifikantes Karzinom (pT2, TV kleinergleich 0.5ccm, Gleason Score kleinergleich 6) in der Prostatektomie vorliegt. Für viele Patienten mit dieser Ausgangssituation (kleinergleich 1mm, Gleason 3+3, PSA Dichte kleiner 0.15) bedeutet eine definitive Therapie (Prostatektomie, externe Bestrahlung, Brachytherapie) eine Übertherapie. Diese Daten wurden von Epstein an Sextantenbiopsien erhoben. Man kann vermuten, dass der Anteil der klinisch insignifikanten Prostatakarzinomen in der Prostatektomie deutlich über 80% liegt, wenn die gleiche Befundkonstellation (kleinergleich 1mm, Gleason 3+3) an einer 10 oder 12 fachen Stanzbiopsie erhoben wurde. Andere Autoren berichten, dass bei einem Tumorherd von kleinergleich 2mm in einer von 10 Stanzbiopsien mit einem Gleason kleinergleich 3+4 und einem Prostatavolumen größer 50 ml in 70% der Fälle ein insignifikantes Karzinom in der Prostatektomie gefunden wird.

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