Abwartende Haltung - Das insignifikante Prostatakarzinom, ein signifikantes Problem

Seit der Einführung des PSA Tests 1985 in den USA hat sich die Detektionsrate des Prostatakarzinoms in der amerikanischen Bevölkerung von 8.7% auf 17% fast verdoppelt, während sich die Sterberate seit 1985 nicht wesentlich verändert hat (2.5% versus 3.0%).

Der Einfluss des PSA Tests auf die Mortalität lässt sich bislang nicht abschließend bewerten. Unstrittig ist jedoch, dass in der PSA Ära eine Verschiebung der Stadien stattgefunden hat mit der Folge, dass heute immer häufiger organbegrenzte Prostatakarzinome mit einer kurativen Option diagnostiziert werden. Der Anteil der Prostatakarzinome mit einem geringen Progressionsrisiko zum Zeitpunkt der Diagnose (PSA= 10, T1c- T2a, Gleason = 6) liegt heute z. T. über 50%. Der Nachteil der verbesserten PSA Diagnostik ist die Zunahme der klinisch insignifikanten Karzinome (pT2, TV= 0.5ccm, Gleason Score = 6) in der Prostatektomie. Wie hoch dieser Anteil im Einzelnen ist, bleibt oftmals unklar, weil das Tumorvolumen in der Prostatektomie hierzulande nicht routinemäßig bestimmt wird. In einer Sceeningpopulation (European Randomized Study on Sreening for Prostate Cancer, Rotterdam) liegt der Anteil der insignifikanten Prostatakarzinome (pT2, TV= 0.5ccm, Gleason Score = 6) bei 49%. Außerhalb von Sreeningpopulationen (z.B. in Deutschland) geht man von einem Anteil von 20% an insignifikanten Karzinomen aus. Hinzu kommen noch die Karzinome, die zwar außerhalb der definierten Grenzen (pT2, TV= 0.5ccm, Gleason Score = 6) liegen, die aber aufgrund der persönlichen Lebenserwartung für den Patienten praktisch unbedeutend sind. Die Übertherapie ist somit bei Patienten mit einem geringen Ausgangsrisiko (PSA= 10, T1c- T2a, Gleason = 6) ein signifikantes Problem, vor allem für den Betroffenen, aber auch für die an der Diagnostik und Therapie des Prostatakarzinoms beteiligten Ärzte.

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