Abwartende Haltung - Welche Marker spielen eine Rolle?

Bei der Fragestellung „klinisch insignifikantes Karzinom/ Active surveillance?“ gibt es zwei immunhistochemische Marker, die unabhängig vom Gleason Grad zusätzliche Informationen liefern können:

p27 ist ein Zellzyklusinhibitor, der den Eintritt von Tumorzellen in den Zellzyklus verhindert und dazuführt, dass Tumorzellen nicht wachsen. Der Verlust von p27 in Tumorzellen ist somit prognostisch ungünstig. Im Rahmen der oben genannten ERSPC Studie (Rotterdam) wurde berichtet, dass die Karzinome, die in den Stanzbiopsien einen Verlust von p27 mehr als 50% zeigten, sich alle in der Prostatektomie als klinisch relevant erwiesen. Andere Studien zeigen, dass Patienten mit einem Verlust von p27 mehr als 45% in der Stanzbiopsie ein 2,5-fach erhöhtes Risiko haben nach der Prostatektomie ein PSA- Rezidiv zu erleiden. Der Verlust von p27 von mehr als 50% spricht somit für eine aggressive Tumorerkrankung, für die eine abwartende und kontrollierte Haltung keine gute Option darstellt.

MIB-1 ermittelt die Proliferationsaktivität von Tumorzellen und ist ein Maß für das Tumorwachstum. Der MIB-1 Test korreliert gut, aber nicht immer mit dem Gleason Grad. Prostatakarzinome mit einer Proliferationsaktivität von mehr als 10% gehören eher zu den aggressiven Tumoren. Hohe MIB-1 Raten ist ein unabhängiger Marker für das Überleben nach radikaler Prostatektomie, Bestrahlung und nach abwartender Haltung. In der Kategorie Gleason 3+3 und 3+4 finden sich immer wieder Tumoren mit einer Proliferationsaktivität von deutlich über 10%. Selbst bei einem Gleason 3+3 in der Stanzbiopsie ist dann die Wahrscheinlichkeit ein insignifikantes Karzinom in der Prostatektomie zu finden gering.

Die Aussagekraft eines Markers in Stanzbiopsien unterliegt den gleichen Einschränkungen wie die des Gleason Grades; d.h., wenn der relevante Tumorherd nicht erfasst wurde, ist seine Aussagekraft eingeschränkt. Das gilt auch für DNA Ploidie. Die Bestimmung des Ploidiegrades in der Stanzbiopsie unterschätzt den definitiven Ploidiegrad in der Prostatektomie in bis zu 45% (nach neuen Studien). Prostatakarzinome der Kategorie Gleason 3+3 und 3+4 sind überwiegend diploid, aber auch hier gibt es seltene Ausnahmen. Der Umkehrschluss, dass alle diploiden Karzinome insignifikant sind oder keiner definitiven Therapie bedürfen, ist dagegen nicht zulässig.

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