Die Prostatastanzbiopsie liefert die wichtigsten Informationen darüber, in wieweit eine abwartende und kontrollierte Haltung eine vertretbare Option ist oder nicht. Dabei muss man sich im Klaren sein, dass bei einem nicht tastbaren Befund die Stanzbiopsie nur eine eingeschränkte Information darüber liefert, was sich in der Prostata eines Patienten abspielt. Man kann immer nur das beurteilen, was in den Stanzbiopsien auch erfasst wurde. Vor einem „sampling error“ ist man nie gefeit, d.h. der relevante Tumorherd wird in der Stanzbiopsie nicht erfasst und entgeht der Diagnostik. Gerade wenn eine abwartende und kontrollierte Haltung für den Patienten eine mögliche Option darstellt, sollten hohe Qualitätsansprüche an die Durchführung, Aufarbeitung und Befundung der Stanzbiopsien gestellt werden. Dabei müssen die folgenden Kriterien beachtet werden:
A. Anzahl der Stanzbiopsien |
B. Größe der Stanzbiopsien |
C. Anteil von erfasstem Prostatagewebe Die Kriterien A- C sind immer ein Qualitätsmerkmal für eine repräsentative Biopsieentnahme durch den Urologen und sollten vor jeder Therapieentscheidung bedacht werden. Die Prostatektomie einschließlich der Entfernung der Lymphknoten (Lymphadenektomie) ist die einzige Therapieoption, bei der eine abschließende Stellungnahme zum Grading und Staging der Tumorerkrankung möglich ist. Bei allen anderen Therapieoptionen (Bestrahlung, Brachytherapie, Active surveillance, etc.) verlässt man sich ausschließlich auf den initialen Stanzbefund. Wenn in dieser Situation die Stanzbiopsien nicht repräsentativ sind (vgl. A-C), dann besteht prinzipiell die Gefahr einer falschen Risikoabschätzung. Mit anderen Worten: Vor jeder Therapieentscheidung, bei der die Prostatektomie und Lymphadenektomie nicht im Vordergrund steht, sollte man sich über die Repräsentativität der Stanzbiopsie (vgl. A-C) im Klaren sein. |
D. Gleason Grad und Gleason Score In Stanzbiopsien ergeben sich bezüglich des Gleason Grading die folgenden Risikogruppen:
Dabei ist auf Folgendes zu achten:
Der Gleason Grad ist kein Laborwert und unterliegt der individuellen Interpretation durch den Pathologen. Die Schwachstelle des Gleason Grading liegt vor allem in der Unterscheidung zwischen Gleason Grad 3 und 4. Was ist noch Gleason Grad 3 und was gehört schon in die Kategorie Gleason Grad 4? Im Einzelfall kann das sehr schwierig sein. Der Gleason Grad in der Stanzbiopsie unterschätzt den definitiven Gleason Grad in der Prostatektomie in bis zu 30% der Fälle. Trotz dieser Einschränkungen ist der Gleason Grad in der Stanzbiopsie der wichtigste Prognoseparameter für die Risikoabschätzung vor der Therapieentscheidung. |
E. Tumorausdehnung pro Lokalisation/ Stanzbiopsie |
F. Bezug des Tumors zur Prostatakapsel |
G. Nervenscheideneinbrüche |
H. HGPIN und intraduktale Tumorausbreitung Download zum Thema "Intraduktales Prostatakarzinom" als pdf-Datei:
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I. Histologischer Typ |
J. Prostatakarzinome der Transitionalzone (TZ) und der peripheren Zone (PZ) TZ- Karzinome sind hellzellige Adenokarzinome, die man auch in Stanzbiopsien diagnostizieren kann. Man findet sie vor allem in der Apexregion, die von TZ- Karzinome nicht selten infiltriert wird, oder in gezielten Biopsien der Transitionalzone. Da die TZ- Karzinome eher der low risk Gruppe zuzuordnen sind, ist ihre Unterscheidung von PZ- Karzinomen in Stanzbiopsien ein wichtiges Kriterium für die Risikoabschätzung. Bei etwa 20% der Patienten findet man nach TUR in den Resektionspänen antero- zentrale (TZ) Karzinome. Auch hier besteht, in Abhängigkeit vom Tumorvolumen und dem Gleason Grad, eine Option auf eine abwartende und kontrollierte Haltung. |
K. PSA relevante Veränderungen in Stanzbiopsien
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L. Korrelate für einen suspekten Tastbefund |