Abwartende Haltung - Anforderungen an die stanzbioptische Diagnostik

Die Prostatastanzbiopsie liefert die wichtigsten Informationen darüber, in wieweit eine abwartende und kontrollierte Haltung eine vertretbare Option ist oder nicht. Dabei muss man sich im Klaren sein, dass bei einem nicht tastbaren Befund die Stanzbiopsie nur eine eingeschränkte Information darüber liefert, was sich in der Prostata eines Patienten abspielt. Man kann immer nur das beurteilen, was in den Stanzbiopsien auch erfasst wurde. Vor einem „sampling error“ ist man nie gefeit, d.h. der relevante Tumorherd wird in der Stanzbiopsie nicht erfasst und entgeht der Diagnostik. Gerade wenn eine abwartende und kontrollierte Haltung für den Patienten eine mögliche Option darstellt, sollten hohe Qualitätsansprüche an die Durchführung, Aufarbeitung und Befundung der Stanzbiopsien gestellt werden. Dabei müssen die folgenden Kriterien beachtet werden:

  1. Anzahl der Stanzbiopsien
  2. Größe der Stanzbiopsien
  3. Anteil von erfasstem Prostatagewebe
  4. Gleason Grad und Gleason Score
  5. Tumorausdehnung pro Lokalisation/ Stanzbiopsie
  6. Bezug des Tumors zur Prostatakapsel
  7. Nervenscheideneinbrüche
  8. HGPIN und intraduktale Tumorausbreitung
  9. Histologischer Typ
  10. Prostatakarzinome der Transitionalzone (TZ) und der peripheren Zone (PZ)
  11. PSA relevante Veränderungen in Stanzbiopsien
  12. Korrelate für einen suspekten Tastbefund

A. Anzahl der Stanzbiopsien
Eine Sextantenbiopsie im Stadium T1c (kein Tastbefund) gewährleistet keine ausreichende Sicherheit, dass ein relevantes und therapiebedürftiges Prostatakarzinom nicht vorhanden ist. 10 bis 12 Stanzbiopsien (und eventuell noch mehr Stanzbiopsien bei hohem Prostatavolumen) sind hier gefordert, um eine ausreichende diagnostische Sicherheit zu gewährleisten.