Von der Pathogenese zur Prävention - Wie hoch ist das Risiko nach der Diagnose HGPIN?

Über den natürlichen Verlauf der HGPIN und das individuelle Progressionsrisiko besteht nach wie vor Unklarheit. Nach Autopsiestudien entsteht HGPIN vor dem Auftreten des Prostatakarzinoms in einem Zeitraum von mehr als zehn Jahren (5). In Stanzbiopsien ist die Detektion des Prostatakarzinoms nach der Diagnose HGPIN überwiegend abhängig von der Anzahl der Stanzbiopsien, in denen HGPIN ursprünglich diagnostiziert wurden, und dem Zeitpunkt der Rebiopsie. Frühere Arbeiten zeigten, dass die Diagnose HGPIN in einer Sextantenbiopsie ein Risiko von 30 % bis 50 % impliziert, in der Rebiopsie ein Karzinom zu detektieren (5). Diese hohe Detektionsrate hat weniger mit dem Progressionsrisiko von HGPIN zu tun, sondern vielmehr mit dem Sampling Error der Sextantenbiopsie, d. h. ein vorhandenes Karzinom wurde in der Stanzbiopsie nicht erfasst. Wird HGPIN ursprünglich in einer zwölffachen Stanzbiopsie diagnostiziert, dann fällt die Detektionsrate in einer frühzeitigen Rebiopsie (< 1 Jahr) drastisch (auf weniger als 3 % in einigen Studien). Eine signifikante Steigerung der Detektionsrate (auf 26 % in einigen Studien) findet sich erst in den Rebiopsien nach drei Jahren (23). Dies bedeutet, dass Patienten mit einer HGPIN in einer zwölffachen Stanzbiopsie ein Risiko haben, dass mit einer Latenzzeit von drei Jahren und mehr ein Prostatakarzinom entsteht, das in Stanzbiopsien erfasst und somit diagnostiziert werden kann. Heute geht man davon aus, dass bei den meisten Patienten mit der Diagnose HGPIN in den darauf folgenden zehn Jahren ein Prostatakarzinom entsteht (5). Diese lange Latenzzeit öffnet ein ausreichendes Zeitfenster für präventive Maßnahmen. Patienten mit der Diagnose HGPIN benötigen deshalb nicht nur eine Aufklärung über die Notwendigkeit von weiteren PSA-Kontrollen und ggf. von Rebiopsien, sondern auch Informationen darüber, wie man durch präventive Maßnahmen dem Fortschreiten der Erkrankung entgegenwirken kann. In der Diskussion über die Möglichkeiten und Limitationen einer Prävention stehen die formale und die kausale Pathogenese der HGPIN ganz im Vordergrund. Wie aus dem normalen Prostataepithel HGPIN entsteht und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen, wird zunächst erörtert.

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